5.2.2 Die Navigation
Ursprünglich
stammt der Begriff aus der Schiffahrt. Der Navigator
(Seemann) ist verantwortlich für die Standortbestimmung und die
Einhaltung des gewählten Kurses.
Übertragen
wir diese Begriffsdeutung zunächst auf ein Buch, so ist die
Standortbestimmung recht leicht. Die Seite eines Buches, die ein
Leser gerade liest (genauer: aufgeschlagen hat.) ist der aktuelle
Standort. Der Kurs verläuft in der Regel linear in numerisch aufsteigender
Reihenfolge.
Ein Leser kann
jetzt zwar durch einen Sprung seinen aktuellen
Standort (die Buchseite) ändern, sein Kurs bleibt aber immer linear,
d.h. er liest (zumindest im westlichen Kulturkreis) eine Seite von links
nach rechts und die Seiten in numerisch aufsteigender Reihenfolge.
Was bedeutet der
Begriff Navigation für eine Multimedia-Produktion?
Der aktuelle Standort des Anwenders innerhalb des Programms ist
das, was gerade am Bildschirm zu sehen ist. Im Gegensatz zum Film,
der gewöhnlich nicht angehalten wird, gibt es in einem Programm
bestimmte Ruhepositionen, in denen das Programm auf Anwei-
sungen (Mausklick o.ä.) des Benutzers wartet.
Solche Ruhepositionen nennen wir eine Bildschirmseite.
Nun kann der Benutzer
verschiedene Ereignisse auslösen. Aktiviert er
beispielsweise eine Objektanimation, so ändert sich sein aktueller
Standort nicht. Für ihn bewegt sich lediglich ein Objekt am sonst
unveränderten Bildschirm.
Ein Wechsel des
aktuellen Standortes hat demnach etwas mit einer
Veränderung des Bildschirminhaltes zu tun. Eine Bildschirmseite
bestimmt sich also durch ihren Inhalt (Hintergrund, Bildobjekte, Texte).
Eine Multimedia-Produktion
setzt sich aus einer Reihe einzelner
Bildschirmseiten zusammen, die miteinander verbunden sind. Diese
Verknüpfung wird mittels sogenannter Sprungbefehle (go to) realisiert.
Unter Navigation
in einem Programm verstehen wir die Bewegung
(Sprung) von Bildschirmseite zu Bildschirmseite. Der Kurs, den der
Anwender einschlägt, ist abhängig vom Navigationsplan. Dieser
be-
schreibt die begehbaren Wege innerhalb eines Programms.
Die einfachste
Navigationsstruktur ist Vor (zur nächsten Seite) und
Zurück (zur vorherigen Seite). Aber selbst ein Buch
überläßt seinem
Leser einen größeren Entscheidungsfreiraum, da dieser ganze
Kapitel
überspringen kann.
Einen Großteil
an Attraktivität erzielt eine multimediale Anwendung
durch eine intelligente Navigationsstruktur, die möglichst viel
Bewegungsfreiheit gewährt.
Dabei gilt:
Je größer die Bewegungsfreiheit des Anwenders, desto komplizierter
der Navigationsplan und die Programmierlogik.
Vielleicht ist es eine Frage des Aufwandes (Budgets), daß die
Mehrzahl multimedialer Präsentationen den Themenbaum als
Navigationsplan verwenden. Es erscheint irgendwie naheliegend und
ist einfach zu realisieren.
Aber die Möglichkeiten
einer Multimedia-Anwendung werden dadurch
nicht annähernd ausgeschöpft. Allerdings stellt ein anspruchsvoller
Navigationsplan höchste Anforderungen an das Entwicklerteam
bezüglich der Gestaltung der Programmsteuerung bzw. einer
Navigationsleiste (siehe Feinkonzept).
Wie wird ein Navigationsplan
erstellt?
Handelt es sich um eine kleine Produktion mit relativ wenig Bildschirm-
seiten, so kann ein Wegeplan aufgezeichnet werden. Die begehbaren
Wege werden mittels Pfeilen dargestellt.

Bei größerem
Produktionsumfang führt die oben beschriebene
Methode zu einem unübersichtlichen graphischen Gewirr. Hier ist
es
einfacher, für jede Bildschirmseite Vorgänger
und Nachfolger
festzuhalten.

Dieses Dokument ist Bestandteil des Skriptes 'Der Trick mit dem Klick - über die Drehbucherstellung in einer Multimediaproduktion'. Copyright © 1998 by Gerome Laysor.
Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 22.05.2002. http://www.laysor.de
|