Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Informatik


Lehr- und Forschungsgebiet
Signalverarbeitung und Mustererkennung


TEGRA -
Erfassungsgerät für Temperatur- und Gravitationsdaten

E-Man

Kurzbeschreibung

Mit dem Temperatur- und Gravitationsmeßgerät TEGRA steht ein hochgenaues Meßgerät speziell für Kristallzüchtungsaufgaben zur Verfügung, wobei durch die gleichzeitige Messung der Temperatur und Gravitation eine genaue Interpretation thermophysikalischer Eigenschaften von Kristallzüchtungsproben möglich wird.

Das Gerät entstand mit Fördermitteln der DARA und wurde erstmals 1995/96 in der europäischen Mission EUROMIR ´95 auf der russischen Raumstation MIR erfolgreich eingesetzt. Es wurde auf der Hannover-Messe 1996 auf dem Stand des Forschungsmarktes Berlin präsentiert.

TEGRA

For more information see:
High Resolution Temperature Measurement Technique for Materials Sciences Experiments in Space
Günther, Kell, Morgenstern, Winkler in Proceedings to 45th Congress of the International Astronautical Federation, Jerusalem, Israel, October 1994


Elektronische Meßtechnik für die Kristallzüchtung

Für die Kontrolle und Auswertung von materialwissenschaftlichen Experimenten ist das zentrale Problem die ortsbezogene, hochgenaue Temperaturmessung in Kristallzüchtungsanlagen. Derartige Experimente werden teilweise im Weltraum durchgef&uumlhrt, weil dort Beschleunigungskräfte fast völlig fehlen. Vor allem bei der bemannten Raumfahrt können jedoch durch Erschütterungen störende Restbeschleunigungen auftreten, die während des Erstarrungsvorganges in den Materialproben zu lokalen Kristallbaufehlern führen. Die meßtechnische Erfassung dieser sogenannten Mikrogravitation ist bei vielen Experimenten von besonderem Interesse. Das programmierbare, vollautomatisch arbeitende elektronische Meßgerät TEGRA (Temperatur- und Gravitationsmeßmodul) vereint nun erstmals die Hardware für die Messung beider Meßgrößen. Unter Einhaltung des hohen technischen Standards der Weltraumtechnik können Temperaturen bis 1250 °C mit einer Auflösung von 0,005 K in elektrisch stark gestörter Umgebung gemessen werden. Die gleichzeitige Gravitationsmessung erfolgt mit einer Auflösung von 1/40000 der Erdbeschleunigung. Durch die konstruktive Gestaltung des Meßgerätes TEGRA als Einbaumodul war die Integration in eine bestehende Kristallzüchtungsanlage TITUS in der Weltraumstation MIR möglich (siehe Bild unten; TEGRA ganz rechts im Bild). Die Verwendung von vier Standardschnittstellen RS 232 ermöglicht jedoch auch den Betrieb an anderen rechnergesteuerten Züchtungsanordnungen.

Ofen offen mit TEGRA


Die Sensoren

Als Sensoren für den Temperaturbereich bis 1250 °C mit den hohen Genauigkeitsanforderungen werden ausschließlich Mantelthermoelemente vom Typ NiCr/Ni und Pt/PtRh verwendet. Es können bis zu 10 Thermoelemente gleichzeitig eingesetzt werden.


Die Module von TEGRA

Im Titelbild ist TEGRA als komplettes Einbaugerät für die Züchtungsanlage TITUS dargestellt. Es ist aus den folgenden Komponenten aufgebaut:


Das Temperaturmeßprinzip

Die hohen Anforderungen bezüglich Meßgenauigkeit und Störsicherheit erfordern eine besondere Gestaltung der Erfassungsbaugruppen. Der Grundgedanke besteht darin, im Ruhezustand sämtliche Thermoelemente mit jeweils einem Kondensator zu verbinden, so daß die Kondensatoren mit den zugehörigen Thermospannungen geladen werden. Dadurch wird eine hohe Impedanz zwischen allen Themopaaren und dem Verstärkereingang und damit eine hohe Störsicherheit erreicht. Bei Verlassen des Ruhezustandes wird zunächst ein Kondensator vom Thermoelement abgetrennt und anschließend mit dem Eingang des Vorverstärkers verbunden.

Temperatur-Messprinzip

Dadurch werden die von den Thermoelementen eingebrachten Gleichtaktstörungen vom Eingang des Vorverstärkers weitgehend ferngehalten. Die Güte dieser Stördämpfung wird im wesentlichen von den Schaltereigenschaften bestimmt und erreicht bei TEGRA bis zu 120 dB.

Die hohe Gesamtauflösung von 18 bit innerhalb von 10 ms wird erreicht durch einen 16-Bit-A/D-Umsetzer nach dem Verfahren der sukzessiven Approximation in Verbindung mit einem speziellen Verfahren der Mehrfachmessung, wobei eine Überlagerung des Eingangssignales mit einer exakt determinierten Rampenfunktion vorgenommen wird. Der differentielle Linearitätsfehler bei der A/D-Umsetzung wird dabei bis unter die Nachweisgrenze reduziert.


Das Meßprinzip für Mikrogravitationswerte

Kern des eingesetzten Beschleunigungssensors QFLEX QA 1400 ist eine dünne bewegliche Metallplatte, die zusammen mit zwei weiteren Platten einen Differenzkondensator bildet. Von einer Regelelektronik wird diese Platte genau in der Mittellage gehalten, die Regelspannung ist ein Maß für die auftretende Beschleunigung. Da bei Experimenten auf der Erde der vorhandene statische Gravitationsanteil nicht ermittelt werden muß, wurde eine analoge Schaltung zur Kompensation des statischen Anteils eingesetzt. Es ist damit möglich, gleiche Untersuchungen auf der Erde wie in der Schwerelosigkeit bis zu Gravitationsänderungen von 50 mg bei einer Bandbreite von 0,1 Hz bis 200 Hz durchzuführen.


Die Schnittstellen

Zur Meßwerterfassung und Darstellung stehen insgesamt vier galvanisch getrennte serielle Schnittstellen zur Verfügung:


Technische Daten

Abmessungen (B x H x T)           126 mm x 150 mm x 230 mm 
Gewicht 3,3 kg
Temperatursensoren 10 Mantelthermoelemente
Meßtemperaturbereich 0 bis 1250 °C (Pt/PtRh)
Temperaturauflösung ± 0,0025 K
Beschleunigungssensoren 3 x QFLEX QA 1400
Beschleunigungsmeßbereich ± 0,050 g
Beschleunigungsauflösung 25 µg
Datenschnittstellen
Temperatur RS 232, 9600 bd,N,8,1
Gravitation RS 232, 38400 bd,N,8,1
Monitorschnittstellen RS 232, 9600 bd,N,8,1
Versorgungsspannung 27 V ± 5 V
Stromaufnahme 0,36 A


Kontakt

Leiterin:       Prof. Dr. Beate Meffert
Arbeitsgruppe:  Manfred Günther, Lothar Heese, Gerald Kell, Rolf Kleine,
                Christian Lauritsen, Thomas Morgenstern, F. Winkler
                Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Informatik
                (in Zusammenarbeit mit dem DLR Köln und der DARA Bonn)


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Erstellt am 30-04-96, zuletzt geändert am 26-11-15