Zwischen zwei Universitäten – sich
beflügelnde Gegensätze
Erfahrungen aus einem interdisziplinären Magister-Informatikstudium
an der Humboldt-Universität zu Berlin
von Philipp Mayr
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Philipp (Informatik-Magister)
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Was
zunächst paradox klingt, kann für einen kleinen Teil von interdisziplinär
interessierten Informatikstudenten, durchaus reale, eventuell beflügelnde
Formen annehmen.
Wer sich an der Humboldt-Universität zu Berlin
für ein Magisterstudium Informatik entscheidet, hat die Möglichkeit
Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft innerhalb eines Studiengangs
gemeinsam zu studieren.
Auf Magister zu studieren bedeutet, dass die Studierenden, ein Hauptfach
und ein weiteres zweites Hauptfach oder ein Hauptfach und zwei Nebenfächer
belegen können. Diese Fächerkombination kann frei gewählt
werden und aus exotischen Kombinationen bestehen.
In meinem Fall bestand die Magisterfachkombination aus der Fächerkombination
Hauptfach Bibliothekswissenschaft
(Schwerpunkt: Information, Dokumentation) und den beiden Nebenfächern
Informatik
und Soziologie.
Wählt der Studierende, wie ich, eine Kombination aus Naturwissenschaft
(z.B. Informatik) und Geisteswissenschaft (z.B. Soziologie), dann eröffnet
sich eine interdisziplinäre Studienrealität, allerdings lässt
sich ein Pendeln zwischen den beiden Universitätsstandorten Adlershof
und Mitte nicht mehr verhindern.
Der interdisziplinäre Magister-Studierende an der HU bewegt sich
nach meiner Empfindung nicht nur zwischen zwei Universitätsstandorten,
sondern zwischen zwei unterschiedlichen Universitätstypen bzw. -kulturen,
folglich zwei Universitäten. Auf der einen Seite, die "moderne"
Humboldt-Universität, der 1999 geschaffene Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort
Adlershof am Rande Berlins (In
Adlershof befindet sich das Institut für Informatik.),
auf der anderen Seite, die "ehrwürdige alte" Humboldt-Universität
zu Berlin in Mitte, Unter den Linden (An der 1800 begründeten
Humboldt-Universität zu Berlin in Mitte, ist der Großteil der
Fachbereiche und Studierenden beheimatet.).
Für mich haben diese beiden auf den ersten Blick divergenten Universitätskonzepte
bzw. Studienrealitäten immer
einen starken Reiz und Impuls für mein Studium bedeutet.
Das Magisterstudium an den beiden HU-Standorten oszilliert,
meiner Meinung nach, zwischen moderner Rekrutierungsinstitution für
die IT-Wirtschaft [damit ist Adlershof gemeint] und traditionsreicher
geisteswissenschaftlicher Universität mit breitem Fächerkanon.
Die stark voneinander abweichenden Lehr- und Lernthematiken – algorithmisierbare
Praxis (studium in praxi) versus theorieorientierter Diskurs, sowie das
dazu passende Selbstverständnis der Lehrenden und Studierenden der
zwei ungleichen Standorte, haben mich immer wieder angeregt interdisziplinär
zu denken.
Wer Gegensätzlichkeiten schätzt, Freude an abrupten inhaltlichen
Kontextwechseln hat (Beispiel 10:00 Uhr - Der politische Diskurs in Weimar,
13:00 Uhr - Management großer Softwareprojekte, 15:00 Uhr - Wissensbasierte
Systeme im Bibliotheks- und Informationsbereich) und lange Wege zwischen
den einzelnen Veranstaltungsorten nicht scheut, der könnte Gefallen
an einem Magisterstudium Informatik mit interdisziplinärer Ausrichtung
finden.
Spannend für mein Studium waren neben der Vielzahl von möglichen
Studienfach-Kombinationen (Es steht ein sehr breites
Spektrum unterschiedlichster Studienrichtungen zur Auswahl.),
das Kennenlernen und Praktizieren von diametralen Studienrealitäten
bzw. -stilen. Das Privileg mehrere Fächer zu studieren, stellt zum
einen eine große menschliche Bereicherung dar, zum anderen erhält
man eine sehr breite, universelle Ausbildung (Nicht
umsonst suchen die Global Player und internationalen Consulting Unternehmen
nach Allroundern und Generalisten.).
Außerdem ist die Humboldt-Universität zu Berlin wahrscheinlich
die einzige Universität in Deutschland, an der sich die Ost-West-Gegensätze
der ehemals getrennten deutschen Staaten DDR und BRD, aus der Studierenden-Perspektive,
so intensiv beobachten und erleben lassen. Studieren an der Humboldt-Universität
zu Berlin, war für mich während meines Studiums, immer auch
ein Stück persönlich erfahrbarer Wiedervereinigung.
Ich kann daher ein Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin,
dass sich aus verschiedenen Studienfächern zusammensetzt, in jedem
Fall für interessierte Studierende empfehlen. Wichtig scheint mir
aber, dass sich die Studierenden genau über die einzelnen Studienfächer,
deren Anforderungen und insbesondere ihre persönlichen Präferenzen
und Erwartungen klar werden sollten, bevor sie sich für eine bestimmte
Studienfachkombination entscheiden. Die Einführungswochen der Institute
zu Beginn jedes Semesters bzw. die spontane Teilnahme an Grundstudiumsveranstaltungen
der jeweiligen Wunschfächer können wertvolle Eindrücke
liefern, die zur Entscheidungsfindung beitragen können.
Vorteile eines Magister-Informatikstudiums an der HU
- Breite und interdisziplinäre Studienausbildung
(Spätestens beim Eintritt in das Berufsleben
werden, aufgrund der Interdisziplinarität und Breite der Ausbildung,
viele Arbeitsprobleme durchsichtiger und damit überbrückbarer.)
- Studium an einer sehr großen Universität
- breiter Fächerkanon und Fächerkombinationen auch zu Fächern
an der Freien Universität (FU)
und Technischen Universität (TU)
- Einblicke in die unterschiedlichen Methoden verschiedener
Fakultäten und Institute
Voraussetzungen eines Magister-Informatikstudiums an
der HU
- Selbstdisziplin (Organisation interdisziplinärer
Studienfächer)
- Bereitschaft zu ständigen inhaltlichen Kontextwechseln
- Multitaskingfähigkeit der Studierenden
- Flexibilität in der Arbeitsweise
- Breites fachliches Interesse - Allrounderfähigkeiten,
Generalisten
Fazit und Motto eines Magister-Informatikstudiums an der HU
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Wer mehr über mein Studium erfahren will, der kann sich gerne
auf meiner Homepage informieren oder mich per Email ansprechen.
Philipp Mayr - http://www.informatik.hu-berlin.de/~mayr
mailto: mayr@informatik.hu-berlin.de
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02. Januar 2003 |